Fünf Fragen an Stephan Marquardt
Leiter der Rechtsabteilung des Europäischen Auswärtigen Dienstes
Am 17. Mai 2021 (12 bis 13 Uhr) ist Herr Stephan Marquardt der zwölfte Gast in unserer Gesprächsreihe “Völkerrechtslunches“. Herr Marquardt leitet die Rechtsabteilung des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) in Brüssel.
In insgesamt zwölf Online-Gesprächsterminen laden wir völkerrechtliche Expert*innen aus der Praxis zu einstündigen Gesprächen ein, in welchen sie in ihren Werdegang sowie ihre jetzige Tätigkeit Einblick gewähren. Anschließend haben Studierende und andere Interessierte die Gelegenheit, Fragen zu Karriere und Tätigkeit zu stellen (der Veranstaltungshinweis und das Programm sowie die Zugangsdaten für Zoom finden sich hier).
Bereits im Vorfeld stand Herr Marquardt uns Rede und Antwort:
Warum haben Sie sich für eine EU- und völkerrechtliche Karriere entschieden?
Die berufliche Tätigkeit meines Vaters beim Auswärtigen Amt und später beim Europarat in Strassburg hat mein Interesse an einem Beruf im Bereich internationale Beziehungen geweckt. Während eines Studienjahres in Edinburgh/Schottland hatte ich erstmals Gelegenheit, einen Einblick in das Völkerrecht zu bekommen. Diese Materie habe ich dann als Wahlfach im Hauptstudium gewählt. Während meiner Referendarzeit hatte ich dann Gelegenheit, diesen Arbeitsbereich in der Praxis zu erleben und das Umfeld fand ich sehr anregend.
Was macht das EU- und Völkerrecht für Sie besonders?
Hier geht es um die Regelung politischer und wirtschaftlicher Beziehungen zwischen Staaten, um die Aufrechterhaltung von Frieden und die friedliche Schlichtung von zwischenstaatlichen Konflikten. Die EU-Verträge und das Völkerrecht bieten dafür einen unerlässlichen rechtlichen Rahmen im Zeitalter globalisierter Beziehungen.
Was ist die größte Herausforderung für das Völkerrecht im 21. Jahrhundert?
Die Aufrechterhaltung und Reform multilateraler Institutionen wie die Vereinten Nationen und die Stärkung einer auf völkerrechtlichen Grundsätzen beruhenden Weltordnung („rule of law“).
Welche (überraschende) Fähigkeiten benötigen Sie für Ihren Beruf?
Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen, diplomatisches Gespür, Humor, und natürlich eine sehr gute Kenntnis der Englischen und anderer Sprachen (gute Französisch- und Spanischkenntnisse sind im VN-Umfeld von Vorteil).
Was würden Sie Ihrem 20-jährigen ich gerne sagen?
Hab‘ Mut zu Experimenten und unkonventionellen Erfahrungen, vertraue auf Deine Fähigkeiten und pflege Deine Interessen neben der Fachausbildung.
Assessor Lukas Kleinert, Master Droit, LL.M. war bis vor kurzem Rechtsreferendar am OLG Hamburg. Er ist seit 2018 Mitglied der Redekation des Völkerrechtsblogs.
Matthias C. Kettemann ist Forschungsprogrammleiter am Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI), Forschungsgruppenleiter am Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft, Berlin und am Sustainable Computing Lab der Wirtschaftsuniversität Wien und Vertretungsprofessur für Völkerrecht an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.