#48: Geschichten des Völkerrechts: Von Grotius zu kritischen Ansätzen
1625, also vor exakt 400 Jahren, veröffentlichte Hugo Grotius sein wichtigstes Werk, De Iure Belli ac Pacis libri tres, zu Deutsch: Drei Bücher über das Recht des Krieges und des Friedens. Das Buch gilt bis heute als Meisterwerk der Völkerrechtsgeschichte – und Grotius für viele als „Vater des modernen Völkerrechts“. Aber: Es mehren sich kritische Stimmen zu Grotius. Diese Debatten nehmen wir zum Anlass, um in dieser Folge einmal grundsätzlich zu fragen: Warum sollten wir uns mit Geschichten des Völkerrechts auseinandersetzen? Welche Ansätze und Perspektiven darauf gibt es? Und wie lässt sich Grotius heute beurteilen?
Die Folge hat zwei Interviews: Im ersten Interview spricht Hendrik Simon mit Miloš Vec von der Universität Wien grundlegend über die Wissenschaftsgeschichte des Völkerrechts, die Entwicklung dieser Disziplin, glokale Perspektiven auf das Recht, und die Frage, was wir aus der Vergangenheit lernen können. Letztere Frage greift Hendrik Simon auch im zweiten Interview mit Sué González Hauck von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg auf, um den Blick auf kritische, u.a. de-koloniale und materialistische, Ansätze zur Völkerrechtsgeschichte im Allgemeinen und zu Hugo Grotius‘ Werk im Speziellen zu werfen.
Bitte nehmt an der Umfrage von Wi4Impact teil, einem Forschungsprojekt zu Wissenschaftspodcasts: https://www.soscisurvey.de/wissenschaftspodcast/?act=WVh0snpZYL3IFBN3jRtoV2Zq&podcast=dervoelkerrechtspodcast (Die Umfrage ist absichtlich im Pretest-Modus)
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Kapitelmarken:
(00:34) Begrüßung und Einführung
(03:22) Interview mit Miloš Vec: Völkerrechtsgeschichten im Wandel der Zeit
(03:44) Warum Völkerrechtsgeschichte(n) heute?
(06:01) Glokale Perspektiven auf die Völkerrechtsgeschichte
(09:58) Kann man aus der Völkerrechtsgeschichte lernen?
(12:17) Alte und neue Quellen
(14:55) Völkerrechtsgeschichte und Politik
(20:47) Ausblick: Deutsche und globale Völkerrechtsgeschichte
(27:58) Moderation
(28:55) Interview mit Sué González Hauck: Kritische Völkerrechtsgeschichten
(29:30) Mythos Hugo Grotius
(33:52) Braucht es „Väter“ des modernen Völkerrechts? Und „Mütter“?!
(39:57) TWAIL: Koloniale Wurzeln des Völkerrechts
(43:19) Periodisierungen und Wendepunkte
(47:07) Krise, Fortschritt, Widerstand
(51:45) Ausblick: Neue kritische Perspektiven
(56:19) Diskussion und Abmoderation
Hintergrundinformationen:
- Miloš Vec, “Eine leuchtende Spur. Zum Tod des Frankfurter Juristen und Völkerrechtshistorikers Michael Stolleis (20. Juli 1941–18. März 2021)”, Journal of the History of International Law / Revue d’histoire du droit international (2021).
- Sué González Hauck, “History of International Law.”, in: Sué González Hauck, Raffaela Kunz & Max (Hrsg.), Public International Law. Routledge 2024.
- Alexandra Kemmerer, “Völkerrechtsgeschichten”, Völkerrechtsblog, 3. September 2014.
- Anne Peters, Raphael Schäfer & Hendrik Simon, “Völkerrechtsgeschichte (schreiben) – Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln?: Ein Interview mit Anne Peters und Raphael Schäfer”, Völkerrechtsblog, 17. September 2021.
- Edward Jones Corredera, Mark Somos & Hendrik Simon, “The Politics of Reception: 400 Years of Hugo Grotius’ De Iure Belli Ac Pacis. An Interview with Edward Jones Corredera and Mark Somos”, Völkerrechtsblog, 24.06.2025.
Moderation: Erik Tuchtfeld, LL.M (Glasgow) & Dr. Hendrik Simon
Interview 1: Prof. Dr. Miloš Vec & Dr. Hendrik Simon
Interview 2. Dr. Sué González Hauck & Dr. Hendrik Simon
Schnitt: Daniela Rau
Credits:
- Hugo Grotius flieht in einer Kiste aus der Haft, Bayerischer Rundfunk (BR), Archiv, Stand: 22.03.2019

Hendrik Simon is a senior researcher at the Research Institute Social Cohesion (RISC) at Frankfurt University and a research associate at the Peace Research Institute Frankfurt (PRIF). He is an editor at Völkerrechtsblog.

Erik Tuchtfeld is a research fellow at the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International Law (Heidelberg) and head of the humanet3 research group. He is an editor at Völkerrechtsblog.